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Die Welt des Betroffenen ist eine andere!

Trost ist der Prozess des Linderns eines existentiellen, im selben Moment unverstehbaren Problems oder Leidens durch die angebotene und angenommene Möglichkeit des Mitteilens und Zuhörens und Mehr-Wissen-Wollens.

Das Lindern ist der Beginn der Überwindung der Macht des Problems und des Leidens: das Problem kann nicht genommen, aber es kann entmächtigt werden.

Dazu braucht es einen Zuhörer und Nachfrager.

Final könnte eine Einordnung in den Lauf des Lebens, gar eine Deutung des Problems und Leidens gefunden werden.

In meiner Massagearbeit und den sie begleitenden Gesprächen bin ich über all die Jahre zu der Erkenntnis gekommen, dass es sich Ihrer Bestimmung nach bemerkenswerterweise um Trost handelt; abgesehen von jenen, die aus (vermeintlich) reinen Wellnessgründen zu mir kommen bzw. kamen. Ich meine also, dass Mitmenschen, die mit dieser oder jener Beschwernis anklopfen –  ein unerfülltes Bedürfnis nach Stärkung und Halt (siehe: "gehalten werden") entwickelt hatten; welches körperlich geworden war; obwohl es anfangs seelisch veranlasst war.

Wir Menschen, als fühlende Wesen, sind unserer Natur gemäß darauf angewiesen, uns wohl und heil zu fühlen.

Jedoch werden wir auf unserem Weg durch das Leben, neben all den möglichen schönen Situationen, auch von Verstörendem, Beängstigendem, Qualvollem, Grausamem nicht verschont.

Gerade hier zeigt sich, ja wie soll ich es sagen, ... die Gnade oder die Macht oder der Wert des Nicht-allein-in-die-Welt-Gestellt-Werdens. Wir sind eingebettet in die Menge von Unsergleichen: Wir leben nicht die Einsamkeit "Des kleinen Prinzen" (Antoine de Saint-Exupéry).

So sind wir geradezu wie gesetzmäßig miteinander verflochten durch unsere Fähigkeit zu Fühlen. Um so mit dem Anderen, also jeglichem Mitmenschen bis hin zu allem Seienden, zu fühlen.

Das Mitfühlen.

Wir sind durch das Mitfühlen miteinander verflochten - auch wenn es uns nicht alltäglich bewusst wird. Dieses Mitfühlen verbindet uns; auch ohne, dass wir ihm vielleicht größeren Wert beimessen – bis wir dazu herausgefordert werden oder dazu aufgefordert werden.

Mitfühlen bedingt Solidarität (lat. solidus = dicht, fest, ganz) bedingt also das Miteinander-fest-Werden, Das-aus-der-Vereinzelung-Heraustreten durch Sich-Verbinden und Gemeinsames-Eintreten bzw. Für-einander-Eintreten.

Konkret: jedem notwendigen Trösten ist immer ein Ereignis vorausgegangen, welches uns einen bedeutsamen Schmerz spüren lässt oder hat spüren lassen. Es ist passiert. Es ist nicht mehr rückgängig zu machen. Dieses Ereignis gerät nicht Vergessenheit. Es mag verblassen. Aber es gerät nie in Vergessenheit. Das dazugehörige Gefühl prägt uns. Ein langes Leben lang. Erinnerung und zugehöriges Gefühl werden  „hinterlegt“ in einem sehr privaten, gut gesicherten "Kämmerchen" in unserem Innern.
Ab da beeinflusst uns jenes schmerzhafte Ereignis unser weiteres Leben, also unsere Handlungen, wann immer die zugehörige Erinnerung und begleitendes Gefühl wieder "aufgerufen" werden. Diese, unsere Handlungen werden gleichsam gefärbt von der damaligen Gefühlslage.

Wie wichtig ist es also, das zu Tröstendes getröstet wird! Dass das jeweilige Ereignis abgefangen wird!

Solche Ereignisse sind:

  • Der Verlust des inneren Friedens, durch Krieg, Gewalt, Misstrauen ..
  • Der Verlust von uns nahestehenden Wesen, wie Eltern, Geschwister, Kameraden, Tiere, ..
  • Der Verlust der sozialen Basis, wie Heimat, Arbeitsplatz, Ehe, Beziehung..
  • Der Verlust von Eigenem, wie Gesundheit, Fähigkeiten, Besitz ..


Werden diese Geschehnisse durch Teilen und Zuwendung oder sogar Sinngebung aufgefangen, so können persönliche Energien geschont werden, die wir täglich so sehr brauchen. Die Einordnung des Ereignisses führt zu Ordnung. Ordnung gibt Stabilität. Das Abwenden von Verhärten, Entarten und Pathologisch-Werden bewahrt unsere subjektive Einflusssphäre, und in der Folge die Welt im ganzen vor winzigen und größeren Folgekatastrophen.

Meinem Verständnis nach folgt Trost einem Gesetz. Einem Gesetz, das sich in keine Formel pressen lässt, oder dem ein Paragraphenzeichen . voransteht. Es ist das Gesetz des Zusammenhalts alles Existierenden. Als Gleichnis finden wir es verkörpert in der Abgestimmtheit aller Komponenten der Natur, so dass sie "füreinander einstehen". Das ist Solidarität. Auf sie berufen wir uns, wenn wir Trost begründet wissen wollen.

Siddhartha Gautama wird die Aussage "Leben ist Leiden" zugeschrieben. Aber, wo es Leiden gibt, muss zu Tröstendes getröstet werden. Dann führt Trost zurück ins Leben, und das Gesetz der Solidarität wird immer und immer wieder erfüllt.

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